4 Lektionen aus dem Aktionärsbrief von Jeff Bezos
Briefe an die Aktionäre sind häufig lesenswert. Diesmal der von Jeff Bezos, Chef und Gründer von Amazon.
Jeff Bezos ist ein Urgestein. Schon früh hat er an die Macht des eCommerce geglaubt und aus einem kleinen digitalen Buchhändler innerhalb von 20 Jahren einen Weltkonzern geformt: Amazon. Einmal im Jahr schreibt er einen Brief an die Aktionäre, pünktlich zur Hauptversammlung im April.
Es gibt diverse Briefe, die es sich lohnt genauer zu studieren. Der Klassiker ist natürlich das Papier von Berkshire Hathaway, verfasst von Warren Buffett. Aber nicht nur das „Orakel von Omaha“ bringt seine Gedanken regelmäßig zu Papier. Auch andere Investmentlegenden und charismatische Firmenlenker berichten über das vergangene Jahr und geben einen Ausblick auf die Chancen und Risiken von morgen. Ich werde im Laufe der Zeit immer mal wieder einige lesenswerte Aktionärsbriefe vorstellen.
Zurück zu Jeff Bezos. Innerhalb von zwei Jahrzehnten formte er einen Internetgiganten, der mittlerweile viele Bereiche unseres täglichen Lebens und Arbeitens beeinflusst. Amazon Prime, Echo (Alexa), Fulfillment by Amazon (FBA), Amazon Web Services (AWS) und Twitch sind nur einige Beispiele für die Fülle an Angeboten im aktuellen Firmenkosmos.
Der aktuelle Brief vom April 2019, sich auf das Geschäftsjahr 2018 beziehend, liest sich ein wenig wie eine Retrospektive auf die bisherigen Leistungen seines Unternehmens und seiner Mannschaft. Im Laufe der Jahre hat Jeff Bezos viele Lektionen gelernt und wir können einige Highlights dieses Jahr festhalten.
Lektion 1: Der Weg zum Erfolg ist nicht geradlinig
Seit jeher versucht Amazon eine Kultur des Kreierens aufzubauen. Heutzutage sehen wir nur die großen Erfolge. Aber es gab in der Geschäftshistorie auch diverse Misserfolge (siehe weiter unten). Es gilt die Balance zu finden zwischen Planen und Ausprobieren. Das „Umherstreifen“ wie Bezos es nennt (englisch: wandering) ist ebenfalls wichtig, denn nicht alles kann im Geschäftsleben geplant werden. Und häufig ergeben sich neue Produkte durch das Ausprobieren, Forschen, Tüfteln, Riskieren und Aktualisieren. Oder durch puren Zufall.
Lektion 2: Hört auf die Kunden
Das Verstehen der Kundenwünsche und die hohe Serviceorientierung sind die großen Stärken von Amazon. Durch das reine Zuhören dem Kunden gegenüber und dem Ableiten von Problemlösungen ergeben sich neue Produkte und Dienstleistungen. Der Kunde hat nicht explizit nach einer neuen Datenbank gefragt, aber mit AWS ist Amazon ein gigantischer Erfolg gelungen. Viele namhafte Firmen nutzen mittlerweile AWS und haben bei Amazon diesen Geschäftsbereich hochprofitabel werden lassen.
Lektion 3: Das Unmögliche möglich machen und aus Fehlern lernen
Das Amazon Smartphone „Fire Phone“ und der Sprachassistent „Echo“ (Alexa) sind ungefähr zur selben Zeit entwickelt worden. Während das Fire Phone zum Flop wurde, hat sich Echo unglaublich entwickelt. Nach beiden Produkten hat kein einziger Kunde gefragt. Intern wurde vorab keine Marktforschung betrieben, ob jemand überhaupt diese Produkte haben wolle. Stattdessen wurde an beiden Projekten gearbeitet und hohe monetäre Risiken eingegangen. Nur durch dieses Vorgehen wurden wichtige Lektionen beim Fire Phone gelernt, wovon Echo profitieren konnte. Die Investitionen in beide Projekte haben sich also langfristig gelohnt.
Lektion 4: Die besten Talente finden und halten
Der Erfolg von Amazon hätte ohne die eigenen motivierten Mitarbeiter nicht stattgefunden. Daher ist es essentiell die talentiertesten Kandidaten zu finden, zu halten, zu motivieren und weiterzubilden. Es müssen aber nicht nur die besten Mitarbeiter vorhanden sein, sondern im Unternehmen an der für sie richtigen Stelle wirken. Und für alle Mitarbeiter gilt: Denken und handeln wie ein Eigentümer.
Wir können zusammenfassen, dass Jeff Bezos mit Amazon eines der erfolgreichsten Firmen der letzten 20 Jahre aufgebaut hat. Seine hier aufgeführten Erkenntnisse sind keine Raketenwissenschaft und andere internationale Firmen, ob groß oder klein, haben ebenfalls die richtigen Schwerpunkte gesetzt und sich überdurchschnittlich entwickeln können.
Ich als Privatanleger bin daran interessiert mich an Firmen dieser oder ähnlicher Qualität zu beteiligen und den Erfolg über Jahre und Jahrzehnte zu begleiten. Die Nordamerikaner machen das schon seit langer Zeit und haben sich damit häufig ein kleines Vermögen aufgebaut. Wir in Europa sind immer noch ängstlich und sehen zu oft die Risiken. Wir sollten aber die Chancen wahrnehmen und Anteile an großartigen Unternehmen zu vernünftigen Preisen erwerben.
Florian
