Die Dividendensaison ist da

Jedes Jahr im April starten viele europäische Unternehmen mit ihren Ausschüttungen. Es ist die schönste Zeit für den Aktionär.

Die Bücher für 2018 sind längst geschlossen und die frisch gedruckten Jahresbilanzen werden auf den Hauptversammlungen verteilt. Auf Nachfrage werden diese gerne noch per Post verschickt, aber dieser Vorgang wird im Laufe der nächsten Jahre endgültig verschwinden. Nicht nur aus ökologischen Gründen.

Während es spannend ist die Zahlen des letzten Jahres im Abschlussbericht zu studieren und die Ausblicke des Vorstandes zu verinnerlichen, ist das Highlight des Jahres in jedem Fall die Ausschüttung der Dividende. Für den Besitz von Anteilen am Unternehmen werden wir belohnt, basierend auf den Ergebnissen des Vorjahres. Klare Vorgaben des Gesetzgebers gibt es nicht, sondern der Vorstand unterbreitet zusammen mit dem Aufsichtsrat eine Empfehlung an die Aktionäre bezüglich der sogenannten Gewinnverwendung. Meistens wird ein Teil des erwirtschafteten Gewinns an alle Aktionäre ausgeschüttet. Manchmal sogar alles. Oder der Vorstand verwendet die gesamten Mittel, schüttet also den Gewinn nicht aus, sondern überträgt alles auf das neue Jahr. Das Geld wird dann benutzt, um beispielsweise in Produkte zu investieren oder ein Unternehmen zu kaufen.

Wissen Sie, was das Einzige ist, das mir Freude bereitet? Zu sehen, wie meine Dividenden hereinkommen.

John D. Rockefeller (1839 – 1937). US-amerikanischer Unternehmer und Milliardär.

Ich bin überwiegend in Unternehmen investiert, die regelmäßig eine (hoffentlich) steigende Dividende ausschütten. Das erlaubt es mir meine zukünftigen Kapitaleinnahmen besser planen zu können und die erhaltenen Mittel zu verwenden, um in andere spannende Unternehmen zu investieren. Reine Aktienkurssteigerungen sind angenehm und gut für das Ego, aber langfristig nicht planbar. Hat aber ein Unternehmen in den letzten 10, 20 oder mehr Jahren gezeigt, dass es jedes Jahr die Dividende steigern kann, dann gehe ich davon aus, dies ebenfalls in der Zukunft tun zu können. Natürlich immer unter der Prämisse, dass genug Kapital vorhanden ist, diese ausschütten zu können.

Was für die Zahlung wichtig ist

Während deutsche und viele europäische Firmen nur einmal im Jahr eine Dividende zahlen, sind britische und vor allem amerikanische Unternehmen aktionärsfreundlicher. Dort wird alle 90 Tage eine Auszahlung veranlasst, also einmal im Quartal. Auf den Aktionärsseiten (englisch „Investor Relations“) des jeweiligen Unternehmens werden die wichtigen Daten und Zahlen regelmäßig und den gesetzlichen Vorgaben entsprechend veröffentlicht.

Record Day: Das ist der Tag, an dem die Aktie im Depot des Aktionärs vorhanden sein muss, um dividendenberechtigt zu sein. Bei deutschen Unternehmen ist das am Tag der Hauptversammlung. Bei amerikanischen Unternehmen muss die Aktie meist ungefähr einen Monat vorher gekauft worden sein.

Payment Day: Das ist der Tag, an dem die Dividende ausgezahlt wird. Noch im Jahr 2016 erhielt der Aktionär die Dividenden am Tag nach der Hauptversammlung. Seit 2017 wird die Dividende erst drei Geschäftstage nach der Hauptversammlung auf das eigene Konto überwiesen.

Ex Dividende: Das ist der Tag, an dem die Aktie nach der Hauptversammlung mit einem Abschlag in der Höhe der gezahlten Dividende gehandelt wird. Meistens wird der Kursabschlag aber schon im Laufe der nächsten Tage oder Wochen wieder aufgeholt.

Warum die Dividende diszipliniert

Wenn sich ein Unternehmen dazu entschlossen hat eine regelmäßige und nachhaltige Dividende auszuschütten, dann diszipliniert dieser Umstand in vielen Fällen die Geschäftsführung keine allzu großen Risiken einzugehen. Internationale Pensionsfonds, Privatanleger, Kommunen oder ganze Staaten planen mit der erwarteten jährlichen Einnahme. Sie alle sehen ein Reduzieren oder komplettes Streichen der Dividende gar nicht gerne. Als Konsequenz werden sich nach einer Kürzung (englisch „dividend cut“) viele Anleger von ihren Anteilen trennen.

Neuerdings wird immer von „Dividende ist der neue Zins“ gesprochen. Das ist natürlich Blödsinn. Erhalten wir eine Zinszahlung, beispielsweise aufgrund einer Festgeldanlage, so sind wir der Gläubiger der Bank. Die Bank schuldet uns die gesamte Geldsumme nach Ablauf des Vertrags und zahlt in der Zwischenzeit eine Risikoprämie an uns; den vertraglich vereinbarten Zins. Wir gehen für die Höhe des Zinssatzes ein relativ hohes Risiko ein.

Erhalten wir eine Dividendenzahlung, sind wir Eigentümer eines Unternehmens. Wir beteiligen uns somit an einer Unternehmung mit einem funktionierten Geschäftsmodell, existierenden Kundenbeziehungen, echten Gebäuden, Maschinen und so weiter. Also ein Geschäft mit vielen Chancen, aber auch diversen Risiken. Am Ende des Jahres werden wir für unsere Teilhabe, zusammen mit allen anderen Aktionären, geldlich belohnt.

Ich denke es ist vorteilhaft an einem börsennotierten, erfolgreichen Unternehmen beteiligt zu sein. Jeden Tag werden Produkte und Dienstleistungen erstellt, die in der Welt nachgefragt werden. Das Risiko ist immer da, aber wir können uns vorher ausreichend Gedanken machen, analysieren und eine abschließend Entscheidung treffen. Wenn wir einmal den Mut getroffen haben, werden wir Quartal für Quartal oder Jahr für Jahr dafür belohnt.

Hast Du bereits eine Dividende erhalten? Herzlichen Glückwunsch! Wenn nicht, keine Sorge. Die nächste Zahlung ist nicht weit entfernt. Es lohnt sich zu warten.

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