10 Gebote und Verbote von André Kostolany

Es gibt nur wenige Personen, die jahrzehntelange Erfahrungen an den internationalen Börsen gesammelt haben. Einer von ihnen war der Finanzexperte, Buchautor und Journalist André Kostolany.

Vor zwanzig Jahren verstarb der häufig als Börsenguru titulierte André Kostolany im Alter von 93 Jahren in seiner Wahlheimat Paris. Im Laufe seines langen Lebens hat er viele persönliche und wirtschaftliche Höhen und Tiefen miterlebt, den zweiten Weltkrieg im Exil überstanden und das folgende Wirtschaftswunder begleitet. Seit dem Jahr 1917 hat er sich stets mit Geld und Börse beschäftigt, war in allen Zeiten an den Finanzmärkten engagiert, war zwischenzeitlich zweimal komplett bankrott und ist jedes mal wieder finanziell aufgestanden. Das Thema Börse hat ihn einfach fasziniert.

Im Jahr 1906 wurde André Kostolany in Budapest (Ungarn) geboren und studierte zuerst Philosophie und Kunstgeschichte. Am liebsten wäre er Musiker geworden, da ihn eine große Liebe zur klassischen Musik verband. Aber es kam anders. Sein Vater, ein ungarischer Industrieller, schickte ihn mit 18 Jahren zu einem befreundeten Börsenmakler nach Paris, um dort eine Lehre zu beginnen. Anschließend arbeitete er als Makler und Berater bei einer französischen Bank. Aufgrund der aufkommenden Gefahr durch deutsche Besatzung in Paris, siedelte er 1940 in die USA über und setzte sein Wirken bei einer Bank fort. Nach dem Krieg lebte er abwechselnd in Paris und München.

Erfolge durch diverse Spekulationsgeschäfte machten Kostolany finanziell unabhängig und erlaubten ihm ein angenehmes Leben, u.a. an der Cote d’Azur. Stets philosophierte er über das Börsengeschehen, die dortigen Akteure und deren Verhalten. Im Laufe seines Lebens verfasste er 13 Bücher, die sich millionenfach verkauften. Außerdem schrieb er ab 1964 insgesamt 414 Kolumnen in dem Finanzmagazin „Capital“.

Das letzte von Kostolany verfasste Buch „Die Kunst, über Geld nachzudenken“ erschien 1999 und ist quasi sein persönliches Vermächtnis. Obwohl es schon 20 Jahre alt ist, hat es an Aktualität nichts eingebüßt. An den heutigen Finanzmärkten dreht sich zwar weiterhin viel um Geld, Einflüsse von Politik und Weltgeschehen. Aber letztlich sind die Akteure vom Charakter her stets gleich geblieben und erliegen damals wie heute den drei menschlichen Grundübeln: Angst, Gier und Hoffnung.

Es lohnt sich diese Lektüre zwischendurch zur Hand zu nehmen und einige Absätze zu studieren. Selbst als erfahrener Börsianer, Kostolany nannte sie stets Spekulanten, kann man von seinen Weisheiten lernen. Kostolany spricht über die Faszination des Geldes, die Individuen, die Spekulation, das System der Börse und immer wieder von der Psychologie; der Börsenpsychologie.

Wir haben heute jegliche Informationen innerhalb weniger Sekunden zur Verfügung. Wir können alle Finanzdaten einer Aktiengesellschaft lesen, analysieren und interpretieren. Wir werden durch die Medien hinreichend auf den aktuellen Stand des Weltgeschehens gebracht. Das alles sind rationale Faktoren. Aber wir brauchen die Erfahrung und die Weisheit, um mit all diesen Einflüssen klug umzugehen und die für uns richtigen Entscheidungen zu treffen.

André Kostolany ist kein Börsenheiliger. Aber er hat an den Finanzmärkten viel erlebt und konnte sein Wissen für uns verständlich weitergeben. Am Ende des Buches (Seite 236f) gibt er uns jeweils zehn Gebote und zehn Verbote mit auf den Weg.

Die zehn Gebote von André Kostolany

  1. Ideen haben, mit Überlegung handeln: Ob man überhaupt kaufen soll und wenn ja, wo, welche Branchen, welches Land?
  2. Genügend Geld haben, um nicht unter Druck zu kommen.
  3. Geduld haben, denn erstens kommt alles immer anders und zweitens anders, als man denkt.
  4. Hart und zäh sein, wenn man überzeugt ist.
  5. Elastisch sein und immer damit rechnen, dass in der Vorstellung ein Irrtum vorlag.
  6. Verkaufen, wenn man einsieht, dass eine neue Konstellation vorhanden ist.
  7. Die Liste seiner Werte von Zeit zu Zeit durchschauen und prüfen, welche man auch jetzt kaufen würde.
  8. Nur dann kaufen, wenn man eine große Phantasie darin sieht.
  9. Alle Risiken, sogar die unwahrscheinlichsten, ins Kalkül ziehen, das heißt, ständig mit Imponderabilien rechnen.
  10. Demütig bleiben, auch wenn man Recht bekommen hat.

Die zehn Verbote von André Kostolany

  1. Tipps nachzulaufen, Geheiminformationen ablauschen zu wollen.
  2. Zu glauben, dass die Verkäufer wissen, warum sie verkaufen, oder die Käufer, warum sie kaufen, das heißt, dass die mehr wissen als man selbst.
  3. Verluste zurückgewinnen zu wollen.
  4. Rücksicht auf alte Kurse zu nehmen.
  5. Auf Wertpapieren einzuschlafen und sie zu vergessen in der Hoffnung, einen besseren Kurs zu erreichen, das heißt, keine Entscheidungen zu treffen.
  6. Die Kurse ununterbrochen in den kleinsten Variationen zu verfolgen und auf jeden Singsang zu reagieren.
  7. Permanent Bilanz zu ziehen, wo man gerade Gewinn oder Verlust macht.
  8. Verkaufen, nur weil man einen Nutzen ziehen will.
  9. Sich von politischen Sympathien oder Antipathien emotional beeinflussen zu lassen.
  10. Übermütig zu werden, wenn man einen Profit erwischt hat.

Diese Gebote und Verbote sollten wir uns von Zeit zu Zeit verinnerlichen und bei Investitionsentscheidungen an den Börsen im Hinterkopf haben. Das dürfte gelegentlich unseren Erfolg verbessern und uns vor eventuellen Fehlentscheidungen fern halten.

Florian

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