Aktienquote: 100%, Haltedauer: langfristig

Neues Jahr, neues Glück. Hat sich in diesem neuen Jahrzehnt etwas an unserer Anlagestrategie geändert?

Die Europäer verfolgen das Trauerspiel um die niedrigen Zinsen bereits seit einigen Jahren. Unlängst hat die neue Präsidentin der europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde bestätigt, dass der Leitzins im Euroraum bei null Prozent festgesetzt bleibt. Das mag die Wirtschaft stimulieren, Länder entschulden und Gläubiger freuen. Aber uns Kleinanleger treibt es Sorgenfalten auf die Stirn. Denn es gibt immer weniger Möglichkeiten das eigene Geld renditeträchtig anzulegen, also mindestens so viel zu erwirtschaften, dass die Inflationsrate ausgeglichen werden kann. Ansonsten schwindet unsere Kaufkraft tagtäglich.

Noch vor zehn Jahren wäre es kein Problem gewesen ein Festgeldkonto zu eröffnen, auf dem die eingezahlte Summe einen jährlichen Zinsertrag jenseits der vier Prozent erwirtschaftet hätte. Diese Zeiten sind vorbei. Vielleicht für alle Zeit? Wahrscheinlich schon. Denn die Staaten sind abhängig von Niedrigzinsen und stetiger Neuverschuldung zum Nulltarif.

Abseits von Festgeld- & Tagesgeldkonten und Sparbriefen hätten wir in der Vergangenheit noch Lebensversicherungen abgeschlossen, Bausparverträge unterschrieben und einen Teil des Einkommens in Riesterrenten eingezahlt. Doch die Verzinsung all jener Finanzprodukte wird immer unattraktiver für die Konsumenten und gefährlich für die Herausgeber, also Banken und Versicherer. Daher werden immer mehr Altverträge einseitig vom Anbieter gekündigt mit Hinweis auf die besorgniserregende Entwicklung am Kapitalmarkt.

Gibt es heute noch eine Investmentalternative für uns? Ja, natürlich. Die Aktie! Also eine Beteiligung am Produktivkapital. Diese Alternative hat es schon immer gegeben und wird es weiter geben. Denn es existiert keine andere Anlageklasse, die nachweislich langfristig positive Erträge erwirtschaftet hat. Aber Achtung: Die Betonung liegt auf „langfristig“. Kurzfristig gehen die Aktienkurse und Indizes hoch und runter. Auf lange Sicht lassen sich jedoch steigende Wertentwicklungen nachweisen.

Wie bei allen anderen Investitionsentscheidungen müssen Sie nicht unbedingt die besten Aktien aller Zeiten auswählen, sondern Sie müssen nur öfter richtig als falsch liegen.

Ken Fisher. Das zählt an der Börse. Seite 379. 2019.

Wenn wir uns an einem Unternehmen beteiligen, dann sollten wir uns erst mal klarmachen, dass wir ein Miteigentümer geworden sind. Unser Geld ist somit investiert und für längere Zeit nicht verfügbar. Natürlich können wir unsere Anteile stets über die Börse verkaufen, aber das ständige Hin und Her kostet Rendite, Steuern, Gebühren, Zeit und Nerven. Wir suchen uns daher ein solides Unternehmen mit einem verständlichen Geschäftsmodell, verlässlichen Zahlungsmittelüberflüssen (Cashflows) und zu einem vernünftigen Kaufpreis aus. Entsprechend unsere Finanzkraft kaufen wir Anteile und lassen die Unternehmung ab sofort für uns arbeiten. Tagein, tagaus. Ein Leben lang. Für die jetzige und eventuell zukünftige Generationen.

Quelle: Ken Fisher. Das zählt an der Börse. Seite 360. 2019.

Es hat sich gezeigt, dass je länger wir die Anteile am Unternehmen behalten, desto höher die Wahrscheinlichkeit mit positiven und steigenden Erträgen rechnen zu können. Die Verlustwahrscheinlichkeit, bspw. durch Konkurs des Unternehmens, sinkt zwar nicht auf null, wird aber im Zeitablauf immer geringer je länger wir im Markt investiert bleiben. Unser geplanter Anlagehorizont definiert darüber hinaus die Höhe unseres Aktienanteils am Gesamtvermögen.

In der klassischen Portfoliotheorie wird eine Aufteilung des Vermögens in Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien und Währungen empfohlen.

Je länger wir planen im Markt zu agieren, also unser heutiges Vermögen zu investieren, um damit zukünftige Erträge in Form von Zinsen und Dividenden zu erhalten, desto höher sollte der Aktienanteil sein. Bei einem Anlagehorizont von weit mehr als 15 Jahren ist eine Aufstockung von bis zu 100% in Aktien sinnvoll. Natürlich ist dies individuell abzuwägen, auch aufgrund von Lebenssituationen, persönlichen Präferenzen und der eigenen Risikoneigung.

Egal wofür wir uns entscheiden: Das grösste Hindernis bei allen Investitionsentscheidungen sind wir selbst. Wir müssen uns informieren, entscheiden und aktiv werden. Jeder Tag, an dem wir nicht im Markt unterwegs sind, ist verloren. Die laufende Zeit spielt mit oder gegen uns. Mit der heutigen Niedrigzinspolitik gilt dies umso mehr, da der Wert des Geldes stetig abnimmt und wir Kaufkraft einbüssen. Der US-amerikanische Unternehmer und Hedgefondsmanager Ray Dalio hat kürzlich festgestellt: „Cash is Trash“ (Bargeld ist Müll). Klingt banal, ist aber so.

Viel Erfolg beim Investieren im neuen Jahr 2020.

Florian

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